Brandon Mull: Spirit Animals: Der Feind erwacht

Titelbild von Brandon Mull Spirit Animals 1: Der Feind erwacht Zielgruppe: Kinder ab 10
Themen: Kinder retten die Welt, Fantasy, Freundschaft, Tiere

Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦◊◊
Humor: ♦♦♦◊◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦◊
Elternvergnügen: ♦♦♦♦◊
256 Seiten, gebundene Ausgabe um € 14,99 (TB € 8,99)

Spirit Animals wurde mir von einer Kinderbuchexpertin der Stadtbibliothek Salzburg empfohlen, weil es eine der beliebtesten Kinderbuchreihen derzeit sei. Ich habe mir natürlich sofort Band 1 vorgeknöpft und kann ihn empfehlen. Besser als jede Fernsehserie ist er allemal, auch wenn die Erzählweise keinen literaturverwöhnten Erwachsenen begeistern wird. Aber das Buch ist ja nicht für Erwachsene geschrieben worden…

Die vier Hauptfiguren Connor, Abeke, Meilin und Rollan sind elfjährige Auserwählte (2 Jungen, 2 Mädchen), die ihre Welt namens „Erdas“ zusammen mit ihren mächtigen Seelentieren vor dem Untergang retten müssen. In Der Feind erwacht werden die unterschiedlichen Kinder und ihre Seelentiere zu einem Team, und wir erfahren vieles über diese spannende Welt. Am Ende des Buches wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ich bin mir sicher, das empfinden die jungen LeserInnen ebenso, deshalb beide Daumen nach oben für die Spirit Animals.

Wie geht es denn weiter?
Brandon Mull hat Band 1 geschrieben und die Geschichte konzipiert. Die meisten Folgebände wurden von anderen AutorInnen verfasst. Ich hatte Glück: Der Autor von Band 6, den ich per Zufall ausgewählt hatte, ist Eliot Schrefer. Sein Buch hat mir sogar besser gefallen als Mulls erster Band. Bis Band 7 ist der Übersetzer Wolfram Ströle unsere Konstante in der deutschen Version, danach übernimmt Friedrich Pflüger. Band 1 – 7 gehören zur 1. Staffel der Buchserie. Die 2. Staffel hat 6 Bände, zudem gibt es noch drei Sonderausgaben. Die deutschen LeserInnen müssen aber erstmal auf Band 9 (bzw. Band 2 der 2. Staffel) warten, der im Juni 2018 herauskommen wird.
16 Bände zu einer Geschichte sind eine ganze Menge, aber die komplexe Geschichte gibt durchaus einiges her. Und echte Fans erschüttert ja sowieso nichts…

Hier habe ich Eliot Schrefers Fantasyreihe Caldera beschrieben: ein ebenfalls sehr empfehlenswertes Buch!

Brandon Mull. Spirit Animals: Der Feind erwacht. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag, 2015.

Axel Scheffler und Julia Donaldson: Für Hund und Katz ist auch noch Platz

Buchcover von Axel Scheffel und Julia Donaldson: Für Hund und Katz ist auch noch Platz

Leselevel: ♦♦♦◊ ◊
Wissenssteigerung: ♦♦◊ ◊◊
Humor: ♦♦♦♦♦
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: Kinder von 3 – 8 Jahren
Themen: Freundschaft, Reim, Tiere, Hexenzauber

€ 6,95, etwas größeres Pappbilderbuch um € 8,95

Ein witziges und wunderschön illustriertes Kinderbuch für Mädchen und Jungen von 3 bis 8 Jahren. Dazu kommen noch Mirjam Presslers ansprechend übersetzte Reime und das Wahnsinns Preis-Leistungs-Verhältnis: Ein ideales Mitbringsel und perfektes Geschenk!

Die Geschichte der freundlichen Hexe, die viele hilfsbereite Tiere auf ihrem Besen mitnimmt, bis er entzweibricht, ist herzallerliebst und wunderbar gereimt. Der Besenbruch wäre nicht allzu tragisch, käme nicht just in dem Moment ein feuerrotes Ungeheuer daher und sagte: „Ich bin ein Drache, der schlimmste von allen, und ich habe Hunger, ich will dich fressen, will Hexe mit Pommes zum Abendessen“ (16). Gott sei Dank haben die kleinen Freunde der Hexe da einen rettenden Einfall. Alle Bilder sind lustig, detailreich und gefällig, und als krönenden Abschluss sehen wir einen traumhaften First-Class-Besen:
„Der allertollste Hexenbesen,
so ist noch nie ein Besen gewesen,
ein Superluxushexengefährt“ (24) –
das ganze Buch ist bewundernswert!

PS: Hier noch ein paar interessante Infos zum Autor: Axel Scheffler ist aus Deutschland! Der 1957 in Hamburg geborene Illustrator zog erst 1982 nach England – Mannomann, das muss ein großer Druck für die deutsche Übersetzerin gewesen sein :-). Scheffler hat übrigens über 120 Bücher illustriert, die erfolgreichsten davon in Zusammenarbeit mit Julia Donaldson. Englands erste Geschichtenzentrale für Kinder, das Discover in London, hat eine Ausstellung zu diesen Bestsellern gestaltet, die noch bis September 2018 läuft. Hier könnt Ihr ein Bild aus dem Jahr 2017 sehen, das Axel und Julia auf dem dort ausgestellten Superluxushexenbesen zeigt (bitte bis 2017 hinunter scrollen).

Axel Scheffler und Julia Donaldson. Für Hund und Katz ist auch noch Platz. Weinheim: Beltz & Gelberg, 2001. Übersetzt von Mirjam Pressler.

Mira Lobe: Die Omama im Apfelbaum

Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦◊◊
Humor: ♦♦♦♦♦
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: Kinder ab 6 Jahren

Themen: Familie, Abenteuer, Fantasie

111 Seiten, gebundene Ausgabe, € 14,00

Ein superwitziges, herrlich formuliertes und von Susi Weigel wunderschön illustriertes Kinderbuch für Menschen ab 6.

Liebe Eltern! Dieses Buch ist ein Knaller! Es handelt vom kleinen Andi, der keine Oma hat, was er sehr bedauert. Also erfindet er – sehr zum Missfallen seiner Mama – eine Großmutter, trifft sich mit ihr im Apfelbaum und erlebt geniale Abenteuer mit der schrulligen Omama. Als eine nette ältere Dame mit „Rümatismus“ ins Nachbarhaus einzieht, hat er plötzlich zwei Omas und ist hin- und hergerissen.

Sprachlich merkt man dem Buch seine über 50 Jahre an, doch dieses Sechzigerjahre-Deutsch erschafft ein wunderbares Flair. Hier ein Beispiel von Andis erstem Ausflug mit der wilden Omama auf dem Rummelplatz:

Omama steckte das letzte Stück Schokolade in den Mund. „Hast du denn gar keinen Hunger, Andi?“, fragte sie. „Ich meine richtigen Hunger, zum Beispiel Würstel mit viel Senf?“
Auf Würstel hatte Andi fast immer Hunger, besonders auf die langen, saftigen, die so schön spritzten.
„Na also!“, sagte die Oma zufrieden.
Als sie mit den Würsteln fertig waren, wischte sich die Omama den Mund ab: „Uuuuu – der Senf war aber scharf! Jetzt wäre es gut, etwas Süßes zu essen. Was hältst du von gesponnenem Zucker?“
Sie schauten zu, wie der Zuckermann zwei Wattebäusche aus rosa Zucker um die Staberln spann.
„Iiii – das ist aber süß!“, sagte die Omama. „Es wird gut sein, darauf etwas Scharfes zu essen. Was hältst du von Würsteln mit Senf?“ (20-21).

Das ist eine Oma nach meinem Geschmack! Wer sie jetzt noch nicht heiß und innig liebt, der warte noch vier Seiten, bis die gnädige Frau mit Andi Straßenbahn fährt. Sie blickt nach oben und erspäht die baumelnde, lederne Klingelschnur:

„Du, Andi“, flüsterte die Omama, „ich hab so große Lust, an der Schnur zu ziehen.“
„Das darf man nicht!“, flüsterte Andi erschrocken zurück. „Sonst musst du Strafe zahlen!“
Die Omama seufzte und schaute weiter hinauf. „Wenn ich doch aber so sehr große Lust habe…“ (25)

Eh klar, was Omama machen wird. Und ganz elegant zieht sie sich mit ihren weißen Haarlöckchen und ihrem Federhut aus der Affäre, sodass der Straßenbahnfahrer nach der Vollbremsung sogar noch sagt: „Was für ein Glück, dass sie sich an der Klingelschnur festgehalten hat!“ (26)

Omama ist nicht nur herrlich rebellisch, sie hat auch noch ein himmelblaues Cabrio, das mehr Knöpfe als James Bonds Aston Martin vorweisen kann (nur anstatt Flammenwerfer und Schleudersitz gibt’s hier Knöpfe für Schmalzbrote und Weihnachtsmusik). Sie fängt mit Andi Wildpferde ein und sticht mit ihrem Enkel in See. Als Andi der hilfsbedürftigen Frau Fink beim Einzug ins Nachbarhaus hilft, bleibt für die imaginäre Oma immer weniger Zeit, aber natürlich geht alles gut aus…

Jedes Kind sollte mit einer Oma wie Andis Apfelbaum-Exemplar gesegnet sein, oder zumindest dieses Buch gelesen haben!

Mira Lobe. Die Omama im Apfelbaum. Wien: Verlag Jungbrunnen, 1965.