Der jahrhundertealte Bestseller über „Reineke Fuchs“, upgedatet von Renate Raecke und Jonas Lauströer

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Der Superstar unter den literarischen Figuren verzaubert die Kinder von heute

Kurzinfo

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦♦♦♦◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦
Zielgruppe: ab 4 Jahren
80 Seiten, gebundene Ausgabe um € 16,63

Themen: Reineke Fuchs, Streiche, Fabeln, Tiere, menschliche Schwächen, Illustrationskunst, Weltliteratur für Kinder

Ein Schatz der Weltliteratur mit ausdrucksstarken, beeindruckenden Illustrationen

Der König, Löwe Nobel, lädt alle Tiere zur alljährlichen Versammlung ein, auf der ihm jede(r) seine/ihre Nöte und Sorgen vortragen darf. Isegrim, der Wolf, tritt als erster vor den König und beschwert sich über Reineke Fuchs, der seine Familie mehrfach belogen und übers Ohr gehauen habe. Nach ihm tritt Henning der Hahn den Festplatz und erzählt, wie Reineke Fuchs ihn überlistet und seine Familie stark dezimiert hat. Als dann noch Pardel der Panther berichtet, wie Reineke Lampe den Hasen übertölpelt und beinahe gefressen habe, hat der König genug gehört. Er schickt seinen Vertrauten, Braun den Bären, aus, um Reineke Fuchs zu holen und über ihn Gericht zu halten. Doch den gewieften Reineke zum König zu bringen ist keine leichte Aufgabe…

Mal hat man mit den Überlisteten Mitleid, mal muss man lachen. Jedenfalls ist es bewundernswert, wie Reineke Fuchs es immer wieder schafft, die anderen für dumm zu verkaufen und seinen Kopf stets aus der Schlinge zu ziehen. Ein herrliches Vergnügen für alle ab 4 Jahren.

Übrigens ist diese wunderbare, von Renate Raecke fein gesponnene Geschichte nicht neu. Den schlauen Fuchs kennen wir ja schon aus den 2600 Jahre alten Fabeln von Äsop (dazu hier ein paar ausführlichere Worte). Im Mittelalter, um ca. 1149, verfasste dann ein flämischer Autor, vermutlich Magister Nivardus, das aus einzelnen Fabeln bestehende Tierepos Ysengrimus, in dem es um den Wolf und seinen Gegenspieler, den Fuchs, ging. Der Dichter verlieh den Tieren Namen, die man noch bis heute kennt (z. B. Isegrim Wolf). Davon ausgehend erschienen in Frankreich in den folgenden Jahrzehnten diverse Varianten, in denen es vor allem um den gewitzten Fuchs ging. Der französische „Roman de Renart“ (um 1200) war der Beginn von Reinekes Ruhm. (Seitdem ist übrigens das französische Wort für Fuchs „renard“ und nicht mehr, wie ursprünglich, „goupil“.) Es folgten Übersetzungen und Neufassungen in England, im Elsass, in Flandern und in Deutschland. 1498 erschien in Norddeutschland „Reynke de vos“.

Reineke der Fuchs ist ein Tunichtgut und Schelm, ähnlich seinem Zeitgenossen Till Eulenspiegel. Seine Streiche sind oft auch in ironische Beschreibungen von höfischem Leben und kirchlicher Macht eingebettet. Der Stoff wurde auch übersetzt ins Dänische, Schwedische und Lateinische: ein echter Bestseller!

Schließlich schrieb Johann Wolfgang von Goethe 1793/94 sein berühmtes Versepos „Reineke Fuchs“ und verlieh Reineke vollends Kultstatus.

All das führte dazu, dass Reineke auch im modernen Deutschunterricht seinen fixen Platz hat. Die Geschichte von Reineke, der die Wölfin im Winter dazu animiert, ihre Rute zum Fischen in den See zu halten (er friert natürlich ein), war zum Beispiel im Grundschul-Lesebuch meiner Tochter enthalten.

Da es seit Jahrhunderten listige und dumme Menschen gibt, ist der Stoff nach wie vor relevant und selbst für die Kleinen höchst unterhaltsam. Renate Raecke erzählt die Geschichte von Reineke Fuchs zeitgemäß, spannend und pointiert. Ein echter Leckerbissen für geschichtenhungrige Kinder!

Jonas Lauströers Illustrationen zu Reineke der Fuchs sind atemberaubend! Seine Figuren sind herrliche Mischungen aus Mensch und Tier, zum Beispiel die jammernd heulende Wolfsfamilie, hinter denen sich schon die nächsten Ankläger, die zornige Familie Hahn, abzeichnet. Alle Illustrationen beinhalten genau jenes feine Augenzwinkern, das auch Raeckes Geschichte so lebendig macht. So schleicht sich eine prachtvolle Entenbrust weg, als Familie Fuchs zum Schluss mit einem Entenbraten feiert, dass sich Reineke wieder einmal erfolgreich aus dem Schlamassel befreit hat.

Renate Raecke

geboren 1932 in Lübeck, studierte Literatur und Kunstgeschichte, ehe sie in der Verlagsbranche tätig wurde. Sie arbeitet als freie Herausgeberin, Übersetzerin und Lektorin in Norddeutschland und versteht es wie keine andere, klassische Stoffe in zeitgemäße, hinreißende Worte zu fassen. Hier habe ich ihre Fassung von Aesops Fabeln vorgestellt.

Jonas Lauströer

geboren 1979 in Hamburg, schloss sein Studium an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg als Diplom Designer ab. Seiher arbeitet er als freier Illustrator für Magazine und Kinderbuchverlage und ist Lehrbeauftragter an der Züricher Hochschule der Künste. Dem vielfach ausgezeichneten Ausnahmekünstler wurden bereits der Global Illustration Award, der Troisdorfer Bilderbuchpreis, der Marsilli Award der BCBF 2005, der Prix Chronos de littérature und viele mehr verliehen.

Merci!

Ich bedanke mich sehr herzlich beim Minedition Verlag für das Rezensionsexemplar!

Die Fakten zum Buch

Renate Raecke. Reineke der Fuchs: Fabelhafte Geschichten aus seinem Leben. Bargteheide: Minedition, 2012. Illustriert von Jonas Lauströer.

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