Giancarlo Macri und Carolina Zanotti: PUNKTE

Leselevel: ♦◊◊◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦♦◊◊◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦
Zielgruppe: Jungs und Mädchen von 3 – 8 Jahren
48 Seiten, gebundene Ausgabe um € 14,99

Themen: Flüchtling, Migration, Auswandern, Einwandern, Immigration, Emigration, Fremde, Heimat, aufnehmen, zusammenwachsen, Freundschaft, arm und reich, Solidarität, Integration

 

Ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch, das das Thema Flüchtlinge auf genial einfache Weise veranschaulicht. Auf den rechten Seiten beschreiben ein schwarzer Punkt und seine Freunde ihr schönes Leben. Da kommt auf einer linken Seite ein schwarzer Kringel und erzählt von seinen Freunden ohne Spaß, Essen und Häuser. Natürlich würden die Kringel der linken Seite gerne auf die komfortable rechte Seite zu den Punkten wechseln, was sie nach kurzer Beratung unter den Punkten auch tun dürfen. Aber irgendwann ist Stopp, denn nicht alle passen auf die rechte Seite. Hier und dort wird überlegt und schließlich findet sich die Lösung: Bunt gemischt wird auf beiden Seiten zusammengeholfen, und es entstehen neue Wesen: halb Kringel, halb Punkt.

 

Es fasziniert mich nicht nur, wie einfach man ein komplexes Thema für Kinder interessant aufbereiten kann, sondern auch, wie man aus Punkten und Kringeln ein bezauberndes Bilderbuch gestalten kann. Hut ab vor so viel Fantasie und Kreativität!

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Die Buchautoren Giancarlo Macri und Carolina Zanotti sind ein Ehepaar und fixer Bestandteil der italienischen Kulturszene. Er ist erfolgreicher Schauspieler, Autor und Musiker, sie Kulturjournalistin und Kinderbuchautorin. Mit ihren beiden Kindern leben sie im Piemont.

 

Giancarlo Macri und Carolina Zanotti. PUNKTE. Stuttgart: Gabriel im Thienemann-Esslinger Verlag, 2015. Übersetzt von Salah Naoura.

Maz Evans: Die Götter sind los

Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦◊
Humor: ♦♦♦♦♦
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦
Zielgruppe: Jungs und Mädchen von 10 – 14 Jahren
336 Seiten, gebundene Ausgabe um € 14,99 (TB um €7,99)
Themen: griechische Götter, England, Schule, Stonehenge

Der tolle Band 1 der Tetralogie Die Chaos Götter, deren dritter Band diesen Februar erscheinen wird, ist ein Hit. Elliot Hooper, der Held der Story, hat’s nicht leicht: Seine Mum ist dement, ein Lehrer mobbt ihn, und das Geld ist knapp. Doch dann knallt das Sternbild-Mädchen Virgo in seinen Kuhstall und sein Leben steht Kopf. Die beiden müssen den Todesdämon Thanatos einfangen, den sie leider irrtümlich befreit haben. Mit sexy Zeus, Fashion-Fan Hermes, den streitenden Schwestern Aphrodite und Athene, dem erfinderischen Hephaistos und dem hochtrabenden Pegasus könnte das schwierige Unterfangen gelingen.

Diese moderne, witzig-spritzige und superkreative Version der griechischen Göttersagen ist wirklich empfehlenswert! Die Geschichte reißt einen förmlich mit, und wer ein Fan der griechischen Götter ist, wird die vielen lustigen Einfälle von Hermes iGod bis zur Zeitung „Argus-Kurier“ lieben. Die actionreiche Handlung (inklusive kickboxender Queen) wird die jugendlichen LeserInnen sicherlich begeistern.

Maz (eigentlich Mary Alice) Evans ist eine britische Autorin, Liedmacherin, Journalistin und Mutter zweier Töchter. Das vorgestellte Buch ist ihr Erstlingsroman (der coole englische Titel lautet Who let the Gods out?), wurde für über 20 Kinderbuchpreise nominiert und in 17 Sprachen übersetzt. Evans ist auch als engagierte Lehrerin für kreatives Schreiben im Einsatz.

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Meine signierte Ausgabe habe ich bei einem Gewinnspiel des Carlsen Verlages gewonnen. Vielen Dank, Ihr Lieben!

Maz Evans (Mary Alice Evans). Die Götter sind los. Hamburg: Carlsen Verlag / Chicken House Buch, 2017. Übersetzt von Ilse Rothfuss.

Martin Baltscheit: Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦◊
Humor: ♦♦♦♦♦
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦
Zielgruppe: ab 5 Jahren
40 Seiten, gebundene Ausgabe um € 13,95
Themen: Füchse, Familie, Alzheimer, Liebe, Natur, Krankheit, Generationen, Abenteuer

Der schlaue, alternden Fuchs lädt die jungen Füchse gerne zum Essen ein und verrät seine smarten Jagdtricks. Doch dann beginnt er, Sachen zu verwechseln und zu vergessen, er verirrt und verletzt sich. Nun versorgen ihn die jungen Füchse und erzählen ihm von ihren Jagderlebnissen und ab und an auch von seinen alten Tricks.

Wie alle Martin Baltscheit-Kunstwerke so zeichnet auch dieses Buch großer Witz, frische Ideen und feines Einfühlungsvermögen aus. Die Illustrationen sind ebenfalls hervorragend: Wer den verwirrten, alten Fuchs und seinen schrägen Schatten inmitten der höchst ordentlichen Kirchenbänke und quadratischen Fliesen sitzen sieht, weiß, was ich meine. Auch die dazugehörige Textseite mit den durcheinander gepurzelten Wochentagen in gleicher Schriftgröße und Farbe, jedoch unterschiedlicher Farbintensität und Schräglage, ist genial. Und dann noch der Inhalt:

Zuerst brachte er die Wochentage durcheinander. Er ging am Mittwoch in die Kirche und wunderte sich, warum der Chor der Gänse nicht sang. (Seite 10, wenn’s denn stimmt ;-), denn auch die Seitenzahlen sind etwas wirr).

Tja nun, der alte Gänseliebhaber wollte also dem Chorgesang lauschen, grins. (Die Gänse rächen sich übrigens später und vertonen „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“ auf den letzten Seiten neu zu „Ich hab dem Fuchs Verstand gestohlen, geb ihn nie mehr her, geb ihn nie mehr her“).

Für Kinder ist das Buchthema Demenz zweitrangig oder eventuell sogar unbekannt, aber mal was zu vergessen, schusselig wo runterzufallen, Albträume und Angst zu haben, das ist ihnen wohl bekannt, und so können sie sich sowohl mit dem großen Fuchsabenteurer der ersten Seiten als auch mit seiner verwirrten Version gut identifizieren. Und wenn das Bilderbuch auch nicht mit Friedefreudeeierkuchen endet, so doch versöhnlich, denn der Fuchs wird von den Jungen umsorgt, beschützt und unterhalten.


Martin Baltscheit ist ein vielseitiger Künstler. Der 1965 geborene, vielfach preisgekrönte Düsseldorfer werkt als Comiczeichner, Illustrator, Schriftsteller, Rundfunkmoderator, Schauspieler, Regisseur, Hörspielsprecher und Drehbuchautor. Ein echtes Multitalent eben. Ich persönlich kenne ihn vor allem als genialen Kinderbuchautor. Sicherlich lieben auch viele von Euch sein Buch Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte. Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor ist diesem absolut ebenbürtig und wurde übrigens mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2011 prämiert.

 

Martin Baltscheit. Die Geschichte von Fuchs, der den Verstand verlor. Weinheim: Beltz & Gelberg, 2013.

Jutta Treiber: Na ja

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦♦♦♦◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦
Zielgruppe: ab 4 Jahren
32 Seiten, gebundene Ausgabe um € 14,95

Themen: Eigenliebe / Selbstkritik, Individualität vs. Mainstream, Schönheit, Identität, Mut zum Anderssein

Zum 70. Geburtstag alles Gute, liebe Jutta Treiber! Die am 10.1.1949 geborene österreichische Autorin ist vielseitig begabt, und ihre Bilderbücher, Kinderbücher, Romane für Jugendliche und Erwachsene, Lyrik, Kindermusicals, Hörspiele, Kurzgeschichten und Kurzfilme begeistern Jung und Alt. Sie erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter den Kinder- und den Jugendbuchpreis der Stadt Wien, den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur sowie Würdigungspreise der Burgenlandstiftung Theodor Kery und des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Treibers umfangreiches Werk wurde in 23 Sprachen übersetzt.

Ihr zu Ehren hat der Tyrolia Verlag Jutta Treibers gefeiertes Bilderbuch Na ja neu aufgelegt, das die deutsche Künstlerin und Illustratorin Susanne Eisermann einfühlsam und beeindruckend bebildert hat. Selbstkritisch blicken da ein Kreis, ein Dreieck und ein Quadrat vom Cover. Na ja, so ganz perfekt ist man nicht: Zu spitz, findet sich das Dreieck, zu rund der Kreis, zu eckig das Quadrat. Der Figurendoktor meint: „Kein Problem“. Hier kommt was weg, dort wird abgesaugt, da schnürt er was zusammen – et voilà. „Na ja“, sagen die drei Formen nun und stehen alle gleich eiförmig da. Der Figurendoktor zögert nicht lange, polstert auf, kantet ab, spitzt zu. Ob die Drei nun zufrieden sind?? Das herrliche Ende möchte ich nicht vorwegnehmen: unbedingt selber lesen!

Jutta Treiber führt die Absurdität des menschlichen Schönheitswahns lustig vor Augen, und jedem Kind (bzw. vorlesenden Erwachsenen) wird nach dem genussvollen Erleben von Susanne Eisermanns bezaubernden Formen und Farben bewusst, wie schön es ist, sich selbst zu lieben, genauso wie man ist. Jutta Treiber ruft uns zu: Pfeif auf das Idealbild, sei du selbst! Wie schön ist das?!

Jutta Treiber. Na ja. Innsbruck: Tyrolia, 2019.