Martin Verg und Jürgen Hübner, Hg.: Gestern war noch Krieg: Die Zeit um 1945 in Sachtexten und Erzählungen von Gudrun Pausewang, Christine Nöstlinger, Klaus Kordon u.a.

Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦◊◊◊◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: ab 10 Jahren

240 Seiten, gebundene Ausgabe um € 12

Themen: Zweiter Weltkrieg, 1945, Kriegsende, Bombenkrieg, Widerstand, Volkssturm, Adolf Hitler, Flucht, Vertreibung, Befreiung, Besatzung, Nationalsozialismus, Gestapo, Konzentrationslager, SS, Wehrmacht, Nazi-Diktatur

Wie war das Leben in Deutschland und Österreich während des Zweiten Weltkriegs? Gestern war noch Krieg schildert Kindern den Zweiten Weltkrieg in verständlichen Sachtexten und spannenden Erzählungen berühmter KinderbuchautorInnen. Sehr berührend und fundiert! Absolut empfehlenswert!

Vor 75 Jahren endete der Zweiten Weltkrieg. Der langjährige GEOlino-Journalist und Kinderbuchautor Martin Verg hat aus diesem Anlaß mit dem Kinderbuchexperten Jürgen Hübner ein hervorragendes Buch gegen das Vergessen herausgegeben, das spannende Kriegskinderprosa von elf namhaften AutorInnen versammelt und einen kindgerechten historischen Überblick über den Zweiten Weltkrieg liefert.

Die Kinder-Anthologie besteht aus fünf Kapiteln (Bombenkrieg, Widerstand, Volkssturm, Vertreibung, Besatzung), zu denen immer zwei bis drei hochkarätige, eindrückliche, bewegende Erzählungen gehören. Unter den AutorInnen sind Christine Nöstlinger, Uri Orlev, Gudrun Pausewang, Klaus Kordon , Ruta Sepetys und Anke Bär. Jedes Kapitel wird von einem einführenden Text eingeleitet, der den geschichtlichen Hintergrund verständlich und knapp erläutert und die Texte kontextualisiert. Ein fundiertes Vorwort und Nachwort verbinden die schrecklichen Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs mit der Gegenwart und Zukunft. Eine gelungene Zeittafel und ein tolles Glossar ergänzen dieses herausragende Kinderbuch, das Kindern den Zweiten Weltkrieg begreifbar macht.

„Je weniger Menschen leben, die aus eigener Erfahrung über diese Zeitberichten können, desto bedeutender werden historische und literarische Quellen, die die Ursachen, Geschichte und Folgen der NS-Herrschaft und ihre Verbrechen auf anschauliche Weise näher bringen“, schreiben Sabine Bamberger-Stemmann und Jens Hüttmann im Nachwort. Auch aus diesem Grund ist Gestern war noch Krieg sehr wertvoll.

Ich danke dem Thienemann Verlag für das Rezensionsexemplar.

Martin Verg und Jürgen Hübner in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Gestern war noch Krieg: Die Zeit um 1945 in Sachtexten und Erzählungen von Gudrun Pausewang, Christine Nöstlinger, Klaus Kordon u.a. Stuttgart: Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, 2020. Mit Illustrationen von Irmela Schautz.

Thomas Brezina: Fritz Fantom – der Schrecken der Schule

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦◊◊
Humor: ♦♦♦♦◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: 7-11 Jahre

145 Seiten, gebundene Ausgabe um € 12,95

Themen: Fritz Fantom, Familie, Tom Turbo, Freunde, Mobbing, Schule, Verbrecher, Gauner, Bösewichte, Geheimnisse, Superheld, Superschurke

Sehr spannend, den Blickwinkel zu wechseln und die berühmten Tom Turbo-Fälle aus Fritz Fantoms Sicht zu sehen. Wie und in welcher Familie ist er wohl aufgewachsen? Hat er auch gute Seiten? Als sich der Gauner eines Tages riesig groß zaubern lassen will, wird er winzig klein geschrumpft. Gut, dass ihm Tom Turbo immer auf der Spur ist!

Viele von Euch kennen Tom Turbos spannende Abenteuer, in denen Fritz Fantom einer der Hauptschurken ist. Nun hat ihm Thomas Brezina ein eigenes Buch gewidmet, in dem Fritz Fantoms größte Geheimnisse gelüftet und die Rätsel um seine Familie gelöst werden. Das Buch wird von vielen ansprechenden Illustrationen und Comic-Elementen aufgepeppt und ist so auch für weniger geübte LeserInnen ein großes Lesevergnügen.

Fritz Fantom verrät im Buch auch die besten Tricks aus seiner laaaangen Schulkarriere: sehr witzig! Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Dr. Frankenschrei Fritz Fantom vergrößern will. Das geht nämlich gehörig schief, und natürlich hat Tom Turbo da seine Finger (äh, Speichen) im Spiel! Er ist es auch, der Fritz Fantom aus seiner misslichen Lage retten kann. Ob er seinem Erzrivalen helfen wird?

Thomas Brezina ist ein erfolgreicher österreichischer Autor, Moderator und Produzent. Mit seinen über 550 Büchern in 40 Sprachen hat er „die Welt erobert“. Brezina lebt in Wien und London und ist seit 2008 für das Kinderprogramm des Österreichischen Rundfunks ORF verantwortlich. Auf seiner Homepage gibt’s Genaueres zu seiner spannenden Karriere, den vielen Auszeichnungen und seinen neuesten Projekten (ich sage nur: Liebesroman für Erwachsene!).

Der Illustrator Pablos Tambuscio hat Kunst studiert und lebt in Buenos Aires, Argentinien, wo er für Thomas Brezinas Buchserien Alle meine Monster, Bronti und Tom Turbo zeichnet.

Ich danke dem G&G Verlag für das Rezensionsexemplar!

Thomas Brezina. Fritz Fantom: Der Schrecken der Schule. Wien: G&G Verlag, 2020. Mit Illustrationen von Pablo Tambuscio.

Anke Kuhl: Manno! Alles genau so in echt passiert

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦◊
Humor: ♦♦♦♦♦
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: für alle (!!!) ab 7 Jahren

136 Seiten, gebundene Ausgabe um € 16

Themen: Geschwister, Schwestern, Familie, Freunde, Schule, Kindheit

Anke Kuhls preisgekrönte, witzige Sammlung von lose verknüpften Anekdoten aus ihrer Kindheit in den 70er Jahren, Manno! Alles genau so in echt passiert, ist ein grenzgeniales, kunterbuntes, superlustiges Kindercomic über Geschwisterliebe und Kindheitserlebnisse, vom Eislutschenlassen über Krankenhausbesuche und Haustieralarm bis hin zu Kartenspielzoff und Tanzchoreographien.

Auch wenn Kuhl aus ihrer Kindheit in den 70ern erzählt (mit lustigen Details wie Schlaghosen, ABBA und gestreiften Klappstühlen) und sich viele Eltern dieses Kinderbuch krallen werden, finden sich heutige Kids genauso in diesen Kindheitsepisoden wieder. Als dieses Buch bei uns zuhause ankam, hat es sich die Kleinste sofort unter den Nagel gerissen und auf einen Sitz durchgelesen. Ihre große Schwester und ich haben derweil wie die Aasgeier darauf gewartet, dass sie das Buch mal weglegt, was nicht geschah, und schließlich haben wir zwei es nacheinander verschlungen. Manno! ist das erste Buch, das meine Kinder und mich gleichermaßen in Begeisterung versetzt hat. Ein großartiges Buch für alle Kinder von früher und heute!

Anke Kuhl erklärte 2019 in einem Interview mit der Comic-Denkblase, Alex Jakubowskis Comicblog, dass ein Comic für sie das einzig wahre Medium für ihre Kindheitserinnerungen sei, „weil ich so viele Bilder im Kopf habe, die ich zeichnerisch viel präziser und treffender ausdrücken kann, als mit vielen Worten. In den Geschichten kommen schöne und schlimme, lustige und traurige, komische und tragische, fröhliche und eklige, leise und laute Momente nebeneinander vor.“ Tatsächlich beschert Anke Kuhl mit Manno! nicht nur haufenweise Lachanfälle, sondern bringt auch vereinzelt traurige, angstvolle Moment aufs Trapez: so wie es in der Kindheit eben ist.

Dieses Buch ist absolut großartig. Alle ab 7 Jahren sollten es unbedingt lesen!!!

Anke Kuhl (* 1970) ist eine erfolgreiche deutsche Illustratorin, die mit Mann und Kindern in Frankfurt am Main lebt. Sie hat zahlreiche Kinderbücher illustriert und erhielt 2011 für Alles Familie! den Deutschen Jugendliteraturpreis. Hier habe ich ihre Bücher Alles lecker! und Ein ABC der Schadenfreude vorgestellt. Für Manno! erhielt Anke Kuhl den Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung, die mit 20.000€ höchst-dotierte Comicauszeichnung des deutschsprachigen Raums.

Ich danke dem Klett Kinderbuch Verlag für das Rezensionsexemplar.

Anke Kuhl. Manno! Alles genau so in echt passiert. Leipzig: Klett Kinderbuch Verlag, 2020.

Wie leben Kinder auf der ganzen Welt so? Ein Sachbuch zum Staunen

Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦♦◊◊◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦◊
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: ab 7 Jahren

104 Seiten, gebundene Ausgabe um € 14

Themen: Sachbuch über Kinderleben, alle Kinder dieser Welt, Kinderalltag: wie und wo Kinder leben, was sie lernen, in der Freizeit machen, wie es den Kids geht

100 Kinder ist ein großartiges Kindersachbuch über den Alltag von Kindern auf der ganzen Welt. Wie viele von 100 Kindern leben in der Stadt? Wie viele haben zuhause elektrischen Strom oder einen Hund? Wie viele verreisen oder können schwimmen? Das spannende Rätselraten kann beginnen! Ganz nebenbei saugen die Kids noch jede Menge Wissen über Geografie und verschiedene Kulturen auf. Optimal!

ZEIT-Autor Christoph Drösser hat Statistiken, vor allem vom Kinderhilfswerk Unicef, über das Leben aller Kinder auf der Erde ausgewertet und in Prozent umgewandelt, sodass anhand von 100 Kindern das Leben, der Alltag, die Hobbys und der Schulbesuch aller Kinder dargestellt werden kann, übrigens auch mithilfe der tollen Illustrationen von ZEIT-Illustratorin Nora Coenenberg. Herausgekommen ist das höchst interessante Kindersachbuch 100 Kinder, in dem sich Kids begeistert darüber informieren können, wie es ihren „KollegInnen“ auf anderen Kontinenten und unter anderen Lebensumständen geht.

Es ist nicht nur interessant herauszufinden, wie viele Kinder arbeiten müssen, welche Sprache die meisten sprechen oder wie viele in einer Demokratie leben, sondern auch wie viele einen Fernseher haben, Micky Maus kennen und kurzsichtig sind. Sehr spannend, das eigene Leben mit dem der Altersgenossen zu vergleichen. Natürlich werden die meisten Kids erkennen, dass es ihnen sehr gut geht und sie dankbar sein dürfen.

Allen Kindern, die die Zahl der Hungernden und Vertriebenen traurig macht, wird gegen Ende des Buches vor Augen geführt, wie Hilfsorganisationen das Leben der Kinder in den letzten 20 Jahren verbessert haben: Die Kindersterblichkeit hat sich weltweit halbiert, der Anteil der unterernährten Kinder wurde um ein Drittel verringert, 40% weniger Kinder müssen arbeiten, usw. Diese Informationen ergänzen das lustige Rätselraten, wie viele von 100 Kindern wohl ein Fahrrad besitzen oder Vegetarier sind, optimal.

Nora Coenenbergs Illustrationen und ihr grafisches Konzept veranschaulichen Drössers unterhaltsamen Text perfekt und visualisieren die Informationen bunt und ansprechend. Sehr gelungen!

Ich danke dem Gabriel Verlag für das Rezensionsexemplar.

Christoph Drösser. 100 Kinder. Stuttgart: Gabriel Verlag Verlag in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, 2020. Mit Illustrationen von Nora Coenenberg.

Emily, die autistische Pferdeflüsterin

Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦♦♦♦♦
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: ab 9 Jahren

176 Seiten, gebundene Ausgabe um € 13

Themen: Pferdeliebe, Tierliebe, Empathie, Autismus, Familie, Freundschaft, neu an der Schule, Halbwaise, TV-Show, Tiere, Streichelzoo, Hund

Dieser wunderbare Kinderroman lässt sich ebenso wenig in eine Schublade stecken, wie seine Protagonistin Emily, die nicht nur einfühlsame Pferdeflüsterin und tolle Freundin ist, sondern auch Autistin, TV-Star und Halbwaise. Egal welche ihrer Besonderheiten in der Erzählung gerade in den Vordergrund tritt, die Geschichte ist immer berührend, überzeugend und spannend. Ein ganz wundervolles Kinderbuch fernab von Pferdekitsch, das trotzdem von einer innigen Pferd-Kind-Beziehung erzählt und auch PferdeliebhaberInnen begeistern wird.

Emily träumt von einem eigenen Pferd und einem Haus auf dem Land. Anders als die meisten Kinder ihres Alters macht sie sich akribisch daran, diesen Traum zu verwirklichen. Obwohl sie Autistin ist, nimmt das Mathe-Genie an einer TV-Show teil und gewinnt dabei viel Geld. Nun kann sie mit Papa Paulus aufs Land ziehen und kauft die Stute Runa. Doch die ist, so wie Emily, eine zurückgezogene Einzelgängerin. Langsam nähern sich Pferd und Kind an und Emily kommt Runas trauriger Vergangenheit auf die Spur.

In der neuen Schule erlebt die Außenseiterin Emily auch jede Menge. Zunächst einmal trifft sie auf Lea, die die richtigen Antennen für Emilys manchmal seltsam anmutendes Verhalten hat. Sie weiß intuitiv, dass die Neue nicht absichtlich angibt oder verletzt, sondern ohne böse Absicht einfach offen sagt, was sie denkt. Lea hält Abstand, wenn Emily den braucht, und steht ihrer neuen Freundin zur Seite, wenn sie Unterstützung braucht, etwa mit dem ruppigen Ben, der Emilys Schulleben anfangs zur Hölle macht.

Papa Paulus kennt seine liebenswerte Tochter natürlich in- und auswendig. Dass sie sich so schnell mit Lea anfreundet, erstaunt ihn trotzdem – oder gerade deswegen? Emily ist übrigens Halbwaise, Mama Evalynne ist vor einigen Jahren verstorben. Das macht Paulus und Emily zu schaffen, doch zusammen sind sie stark genug für ein neues Leben auf dem Land mit Pferd, Esel, Enten und allem, was sonst noch dazu gehört.

Die drei Erzählstränge rund um Emilys Familie, Freunde und Pferd verflicht Mila Sternberg auf wunderbare Weise in ein spannendes Abenteuer, das den LeserInnen den Blickwinkel einer jungen Autistin vermittelt, ohne diese Krankheit auch nur zu erwähnen. Es ist einfach so, dass Emily manchmal etwas anders denkt.

Die großartigen Illustrationen von Verena Körting ergänzen die feine Geschichte perfekt. Das stimmungsvolle Cover mit den ansprechenden Figuren verrät das sofort, aber auch die schwarz-weiß Innen-Illustrationen mit den roten Akzenten sind sehr ausdrucksstark.

Dieses wundervolle Kinderbuch hat meine Kinder und mich tief bewegt. Ich kann es euch nur wärmstens empfehlen!

Die unter Pseudonym publizierende Österreicherin Mila Sternberg ist Drehbuchautorin fürs Kinderfernsehen und schreibt Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Ich danke dem Dressler Verlag für das Rezensionsexemplar.

Mila Sternberg. Emily Pferdeflüsterin: Eine Freundschaft mit Eselsohren. Hamburg: Dressler Verlag aus der Verlagsgruppe Oetinger, 2020. Mit Illustrationen von Verena Körting.

Wettkampfgedanken in Juhu, LetzteR! Die neue Olympiade der Tiere

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦♦♦♦♦
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: ab 5 Jahren

64 Seiten, gebundene Ausgabe um € 16,95

Themen: Olympiade, Tiere, GewinnerInnen, VerliererInnen, Humor, Wettkampf, Erste(r) sein

Ein großartig illustriertes, superlustiges, lehrreiches Bilderbuch für alle, die nicht immer die Besten, Schnellsten und Mutigsten sind – und für alle anderen auch! Nur Murmeltiere, die alten Schnarchnasen, scheinen dem Zauber von Jens Rassmus Olympiade nicht zu erliegen.

Jens Rassmus, den viele wegen seiner gereimten Gutenachtgeschichte Das Nacht-Tier anhimmeln, ist erneut ein herausragendes Bilderbuch gelungen! In Juhu, LetzteR! Die neue Olympiade der Tiere erzählt er in Wort und Bild von einer Tierolympiade. Das Publikum schläft dort auf der Tribüne ein, weil jedes Jahr Dieselben gewinnen: der Puma im Hochsprung, der Orang-Utan beim Kugelstoßen, der Gepard im 100-Meter-Lauf, der Orca beim Wettschwimen und das Känguru im Boxen.

Als der Elefant vor Langeweile von der Tribüne purzelt, erkennt die Zwergmaus den Ernst der Lage und kommt auf eine prima Idee: Es könnte doch mal der oder die Letzte gewinnen! Gesagt, getan. Ein turbulenter, witziger Wettkampf entbrennt. Nun können auch die „schwächeren“ Tiere mitmachen und die Starken überlegen sich herrlich-kreative Möglichkeiten, um doch noch aufs Treppchen zu kommen.

Hier ein kleines Zitat vom Hochsprung, das den tollen Humor des Textes unter Beweis stellt:

Alle schauten hinüber zum Wettkampfplatz, wo sich die Kellerassel bereits warm gemacht hatte. Sie trug ein gelbes Hemdchen mit der Startnummer 1 und war sehr aufgeregt. „Los,“, rief der Hamster. „Spring!“ Die Kellerassel ging in die Hocke, holte tief Luft und stieß sich dann mit allen 14 Beinchen gleichzeitig vom Boden ab. Sie flog genau zwei Millimeter hoch in die Luft. „Juhu! Das war richtig schlecht“, jubelte die Kellerassel. Dann kam das Walross, das die Nummer 2 trug, an die Reihe. Es rutschte auf den Wettkampfplatz und blieb dort liegen. Alle warteten. „Was ist los, warum springst du nicht?“, erkundigte sich der Regenwurm. „Wieso? Hast du nicht aufgepasst? Ich bin schon gesprungen“, sagte das Walross. „Oh“, sagte der Regenwurm. „Null Millimeter – das ist tatsächlich noch schlechter als die Kellerassel“, stellte die Zwergmaus fest. Das Publikum klatschte. „Spitze!“, rief der Marienkäfer. (Seite 22-24)

Dass hier die Erwartungen und üblichen Wettkampf-Kommentare dermaßen auf den Kopf gestellt werden ist natürlich besonders amüsant.

Eine kurzweilige, äußerst unterhaltsame Bilderbuchgeschichte, spannend und überraschend wie ein guter Kinderfilm! Es würde mich nicht wundern, wenn eine Filmfirma daraus einen Kinofilm machte!

Jens Rassmus, geb. 1967, ist ein vielfach preisgekrönter deutscher Zeichner, Illustrator und Autor. Er lebt mit seiner Familie in Kiel.

Rassmus‘ Buch Juhu, LetzteR! wurde übrigens vom Nilpferd Verlag umweltschonend in Europa hergestellt – finde ich bemerkenswert. Und ist euch aufgefallen, dass im Titel „LetzteR“ steht und somit Mädchen und Jungs angesprochen werden? Das habe ich so noch nie im Titel gesehen und begeistert mich auch! Ich danke dem Nilpferd Verlag sehr herzlich für das Rezensionsexemplar!

Jens Rassmus. Juhu, LetzteR! Die neue Olympiade der Tiere. Wien: Nilpferd Verlag in der G&G Verlagsgesellschaft, 2020.

Ein Bauernhofbilderbuch mit atemberaubend schönen Illustrationen von Yu Hongcheng

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦◊◊
Humor: ♦◊◊◊◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦◊◊
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦
Zielgruppe: 3 – 7 Jahre

48 Seiten, gebundene Ausgabe um € 16

Themen: Tiere, Bauernhof, Hahn, Henne, Aufwachsen, Verantwortung, Großwerden, Mutter-Kind-Beziehung

Mama Huhns elf Küken erobern die Welt, und Yu Hongcheng fängt die Bauernhofidylle grandios in ihren detailreichen Illustrationen ein.

Hen-Haos Mama bringt ihrem Nachwuchs alles Wichtige bei und verlässt ihre Jungen dann. Nun muss sich der Titelheld allein durchschlagen und sich selbst behaupten. Ob er alle Herausforderungen meistern wird?

Hen-Hao, das kleine Küken ist ein berührendes Bauernhof-Buch als Coming-of-Age-Geschichte bzw. Entwicklungsroman für Kinder :-), das vom Großwerden und Verantwortungtragen erzählt. Seine bestärkende Botschaft ist überzeugend, die atemberaubenden Illustrationen bezaubernd . Jedes Tier, jede kleinste Walderdbeere, jede Blüte ein Meisterwerk! Unfassbar schön und sehr empfehlenswert!

Die in Peking lebende Yu Hongcheng, geb. 1989 in der zentralchinesischen Provinz Hunan, ist jene junge Illustratorin, die 2016 in Bologna den International Award for Illustration erhielt. Ihre Bilderbücher finden international Beachtung und wurden bereits vielfach ausgezeichnet.

Ich danke dem minedition Verlag für das Rezensionsexemplar.

Yu Hongcheng: Hen-Hao, das kleine Küken. Zürich: minedition, 2020.

Die Ostergeschichte atemberaubend schon illustriert von Fra Angelico

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ◊◊◊◊◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: ab 5 Jahren

48 Seiten, cellophanierter Pappband mit Goldprägung, gebundene Ausgabe um € 13,99

Themen: die Ostergeschichte, Ostern, Jesus, Maria, Apostel, Frührenaissance, Fra Angelico, Kunst für Kinder

Die Ostergeschichte in einfachen, zeitgemäßen Worten mit faszinierenden, beeindruckenden Bildern von Fra Angelico: ein Buch der Extraklasse!

Aus den vielen pink-gelb-grünen, von hyperaktiven Hasen bevölkerten Osterbüchern sticht Die Ostergeschichte von Géraldine Elschner, übersetzt von Olivia Jeske, als besonderes Kleinod heraus. Dieses Bilder-Buch für alle ab 5 Jahren wurde nämlich mit Gemälden des italienischen Renaissancemalers Fra Angelico illustriert. Die sakrale Bildersprache ist Kindern aber absolut zugänglich: Sie lesen Fra Angelicos Gemälde wie Wimmelbücher.

Géraldine Elschner gelingt eine moderne, poetische und spannende ökumenische Nacherzählung der Ostergeschichte, von der Ankunft in Jerusalem bis hin zur Himmelfahrt. Die Geschichte von Treue und Verrat, von Vertrauen und Hoffnung, von Tod und Wiederauferstehung wird durch Fra Angelicos Bilder eindrucksvoll vermittelt. Ein wunderschönes, berührendes Osterbuch für die ganze Familie!

Géraldine Elschner wurde in Nord-Frankreich geboren, studierte Romanistik und Germanistik und machte anschließend eine Ausbildung als Bibliothekarin mit Schwerpunkt Kinderliteratur. Sie lebt seit vielen Jahren in Heidelberg und übersetzt dort mit Begeisterung Kinderbücher, inzwischen sind es über 150.

Fra Angelico wurde ca. 1395 in Vicchio bei Florenz geboren. Der Schutzpatron der christlichen Künstler starb 1455 in Rom und war ein Maler der italienischen Frührenaissance. Fra Angelico begann seine künstlerische Karriere als Illuminator (Buchmaler). Bald schon malte er Altarbilder und Fresken. Seine Werke, viele davon in den bedeutendsten Museen ausgestellt, sind mystisch inspiriert und haben eine leuchtende Farbgebung und einfache Bildstruktur.

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich sehr herzlich beim engagierten Team des minedition Verlags. Er steht für höchste künstlerische und herstellerische Qualität, was diesem Buch durch und durch anzumerken ist.

Géraldine Elschner. Die Ostergeschichte. Bargteheide: Michael Neugebauer Edition, 2013. Mit Bildern von Fra Angelico. Aus dem Französischen von Olivia Jeske.