Samuel Castaño Mesa: Die Uhr meines Großvaters

Leselevel: ♦♦◊◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦◊◊
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Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: ab 5 Jahren

44 Seiten, gebundene Ausgabe um € 17

Themen: Tod, Zeit, Familie, Großvater – Enkelkind, Opa

Samuel Castaño Mesa, ein 1988 geborener Buchillustrator, zeichnet für Geschichte und Bilder dieses absolut empfehlenswerten Bilderbuchs verantwortlich. In Wort und Bild erzählt er die bewegende Geschichte eines kleinen Jungen und seiner Familie. Die vom Großvater am Laufen gehaltene Pendeluhr gibt im Familienleben den Takt vor. Doch eines Tages stirbt der Großvater und die Zeit scheint stehen zu bleiben, bis der Junge den Schlüssel der Pendeluhr entdeckt und das Leben wieder in Gang bringen kann.

Der Kolumbianer Mesa hat diese feine Geschichte mit Bleistift, Aquarellfarben und Collagen fantasievoll, ergreifend und beeindruckend illustriert. Ein Gesamtkunstwerk!

Ich danke dem Verlag Baobab Books für das Rezensionsexemplar.

Samuel Castano Mesa. Die Uhr meines Großvaters / El reloj de mi abuelo. Basel: Baobab Books, 2019.

Lena Raubaum und Clara Frühwirth: Die Knotenlöserin

Leselevel: ♦♦♦◊◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦◊
Humor: ♦♦♦♦◊
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Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: ab 4 Jahren

26 Seiten, gebundene Ausgabe um € 16,95

Themen: Streit, Versöhnung, Harmonie, Entwirrung, Geradebiegen; die Muttergottes

Kennt ihr das? Die Kinder streiten sich und die Lage scheint so verzwickt und verdreht, dass man in dem Moment nicht weiß, wie man den Streit schlichten und den Knoten lösen kann. Lena Raubaum und Clara Frühwirths Bilderbuch Die Knotenlöserin ist das perfekte Buch für solche Fälle. Nicht nur weil Vorlesen generell beruhigend wirkt, sondern auch weil die poetische Geschichte zum Lösen und Entwirren einlädt.

Sobald die Knotenlöserin in die Stadt kommt, laufen Menschen und Tiere zu ihr hin und bringen ihr Verwirrtes und Verwickeltes, Verknotetes und Verzwicktes, alles, von verhedderten Flamingohälsen bis hin zu verknoteten Kopfhörerkabeln und verfilztem Pudelfell. Man erzählt ihr oder beobachtet sie still, mit viel Geduld entwirrt sie und hört zu, dann zieht sie weiter, „sanften Fußes, frohen Mutes“. Lena Raubaums feine Geschichte wird untermalt von Clara Frühwirths einfühlsamen, lustigen Bildern, die nicht nur mit ihrer wunderschönen Farb- und Formgebung begeistern, sondern auch mit bezaubernden Ideen wie verknoteten Häusern, zusammengeflochtenen Zöpfen und verwinkelten Kirchturmspitzen.

Der Borromäusverein hat dieses Buch übrigens als „Religiöses Kinderbuch des Monats 03/2019“ ausgezeichnet. Die Muttergottes wird manchmal auch als Knotenlöserin dargestellt (z.B. in der ältesten Kirche von Augsburg, St. Peter am Perlach) und somit ist eine religiöse Deutung möglich.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei der Verlagsanstalt Tyrolia für das Rezensionsexemplar.

Lena Raubaum und Clara Frühwirth. Die Knotenlöserin. Innsbruck, Wien: Tyrolia Verlag, 2018.

Großartiger, lyrischer Kinderroman von Steven Herrick: Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen

Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦◊◊
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Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦

Zielgruppe: ab 13 Jahren

240 Seiten, gebundene Ausgabe um € 15

Themen: Familie, Freundschaft, erste Liebe, Stadtleben

Steven Herricks Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen, großartig übersetzt von Uwe-Michael Gutzschhahn, hat 2019 den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis gewonnen. Es drängt sich die Frage auf, warum. Ist es besonders katholisch*? Nein. Ist es besonders gut? Oh, ja!!

Dieses unglaublich faszinierende Jugendbuch kombiniert die Gattungen Roman und Gedicht auf einzigartige Weise (und hier kommt der deutsche Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn wieder ins Spiel, denn ohne ihn hätte dieses Buch bestimmt keinen Buchpreis gewonnen!). Die Erzählung besteht aus gedichtartigen Szenen, die den LerserInnen bewegende Einblicke ins Leben des Jugendlichen Harry Hodby gewähren. Er lebt zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Keith in einer australischen Stadt, ist in Linda verliebt und schlägt sich in der ärmlichen Nachbarschaft und der Schule durch.

Das Buch beginnt mit dem Gedicht „Die Farbe meiner Stadt“, das meiner Meinung nach dem Prolog in Shakespeares _Romeo und Julia_ hinsichtlich Vorausschau und Schönheit absolut ebenbürtig ist. (Wenn ihr mir nicht glaubt, lest bitte beides nach und nickt dann zustimmend!) Ich darf mal die letzten Zeilen dieses Gedichts zitieren, damit Ihr Euch selbst eine Vorstellung von diesem feinen Werk machen könnt:

Aus „Die Farbe meiner Stadt“:

„Braun

war den ganzen Sommer über das Gras,

eine tote Schlange,

platt gefahrene Riesenkröten

und unser mit Öl beschmiertes Haus;

nichts, was lebt,

nichts, was leuchtet.

Weiß

war Mums Nachthemd,

die Kreide, die Miss Carter benutzte,

um meinen Namen zu schreiben,

Krankenhauslaken

und die Farbe von Lindas Kreuz.“

(Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen, Seite 6-7)

Nun entfaltet sich vor unseren Augen Szene für Szene und Gedicht für Gedicht das Leben dieses scharfen Beobachters, der das Schöne auch im Hässlichen entdeckt und mit seiner anständigen Art gegen die Windmühlen seines Milieus kämpft, etwa wenn er die Lehrerin unschuldig fragt: „Warum haben Sie eigentlich / niemals geheiratet, / Miss Carter?“ (42), als sie seine Freundin Linda schikaniert und bezichtigt, sie träume davon, mit einem Jungen durchzubrennen.

Was Harry alles erlebt, ist schwer übersichtlich wiederzugeben: Menschen sterben, verletzten sich, ein Mädchen wird geschwängert, ein Haus geht in Flammen auf. Es ist das packende Leben eines normalen Jungen, den die Achterbahn des Lebens herumreißt, bis:

„Ich schließe das Tor,

gehe die Treppe hinauf,

setze mich

auf die oberste Stufe

und warte auf Dad

und auf Keith,

dass sie

nach Hause kommen

in der perfekten Stille

des Nachmittags.“ (238-239)

Großes Kino für feinfühlige Jugendliche und Erwachsene!

Das Buch wurde übrigens auch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2019 ausgezeichnet und es wurde Jugendbuch des Monats Juni 2018 der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V..

*Gott wird im Buch zweimal erwähnt: Einmal nach einem schrecklichen Unfall des Vaters, einmal im Gedicht „Es war nicht Gott“, in dem sich Harry fragt, wo Gott war, als all die schrecklichen Dinge in seinem Leben passierten.

Heute habe ich zwar nicht für ein Rezensionsexemplar zu danken (selbstgekauft, grins), aber trotzdem danke ich dem Thienemann-Esslinger-Verlag, der so großartige Bücher ins Deutsche übersetzen lässt und herausbringt, damit auch die deutschsprachige LeserInnenschaft so etwas Schönes lesen kann!

Steven Herrick. Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen. Stuttgart: Thienemann Esslinger Verlag, 2018. Genial aus dem australischen Englisch übersetzt von Uwe-Michael Gutzschhahn. Originaltitel: By the River.

Reise durch die Geschichte: Vom Urknall bis zum Internet – die Welt im Lauf der Zeit

Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦◊◊◊◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦◊◊◊◊
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦
Zielgruppe: ab 10 Jahren
320 Seiten, gebundene Ausgabe um € 24,95

Themen: Geschichte, Urzeit, Altertum, Mittelalter, Zeitalter der Entdeckungen, Zeitalter der Revolutionen, Moderne Welt; Dinosaurier, Politik, Kultur, Erfindungen, Krankheiten, Waffen, Astronomie, Malerei, Chemie, Physik, Fliegen, Kriege, Feminismus, Jugendkultur, Robotik, Wolkenkratzer, Mode, …

Reise durch die Geschichte: Vom Urknall bis zum Internet – die Welt im Lauf der Zeit ist ein großartiges Geschichtsbuch für schlaue Köpfe und FragenstellerInnen! Die Geschichte der Menschheit wird in diesem Sachbuch auf 320 übersichtlichen Seiten dargestellt. Es gewährt einen tiefen Einblick in die Urzeit, das Altertum, das Mittelalter, die Zeitalter der Entdeckungen und Revolutionen und die Moderne.

Vom Urknall bis zum Jahr 2017 sind die Meilensteine unserer Geschichte aufgelistet, und zwar nicht rein chronologisch, sondern nach Themen geordnet, z.B. „Spionage“ , das auf einer Doppelseite mittels Zeitstrahl von 1274 v. Chr. bis zur heutigen Cyberspionage aufgerollt wird. Sehr übersichtlich und optimal visuell aufbereitet!

Das Buch enthält nur die wichtigsten, spannendsten Informationen zu den einzelnen Zeitabschnitten bzw. Themen und ist unglaublich fesselnd und lehrreich. Die LeserInnen ab 10 Jahren werden bestens unterhalten! Aber Achtung: wenn man einmal seine Nase reinsteckt, fällt es schwer, dieses tolle Sachbuch wieder wegzulegen. Womöglich bleibt man Wochen oder sogar Monate darin gefangen!

Ich danke dem Dorling Kindersley Verlag für das Rezensionsexemplar!

Reise durch die Geschichte: Vom Urknall bis zum Internet – die Welt im Lauf der Zeit. München: Dorling Kindersley Verlag, 2019. Übersetzt von Dietmar Mertens.